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Uhren zeigen die Zeit, na klar. Aber welche? Unsere. Und welche ist das bitte?
Je nachdem: vor einem halben Jahr war das eine andere als heute, vor der Einführung der Sommerzeit eine andere als 1999 oder gar 1893, vor der Einführung der mitteleuropäischen Zeit. Es ist immer so spät, wie die gerade maß-geblichen Menschen beschlossen haben: eine Stunde später, zwei Stunden später einstens sogar wegen kriegsnotwendiger Verlängerung des Arbeitstages.

Die offizielle Uhrzeit ist also eine willkürliche, wenn auch durchaus praktische Angelegenheit, etwa für Auktionen bei eBay. Ganz im Gegenteil dazu die Sonne, die sich von wechselnden Interessenen nicht beeindrucken lässt: Mittags erreicht sie den höchsten Punkt ihrer Bahn. Unschlagbar konservativ und unflexibel, durch keinerlei Interessen zu beeinflussen und überall anders: Wenn in Berlin die Sonne untergeht, steht sie zu diesem Zeitpunkt in Köln noch gut sichtbar am Himmel und lässt sich bis zum Untergang noch 24 Minuten Zeit, schließlich ist sie auch 24 Minuten später aufgestanden, die Kölner Sonne. Die Einteilung der Welt in 24 Zeitzonen ist das Zugeständnis der Normierer an dieses sture Verhalten der Sonne.

Was heute meist fehlt, ist eine Uhr, die die lokale Zeit genau anzeigt, die sich immer genau nach dem Ort stellt, an dem wir gerade sind. Unser Funkwecker verstellt sich ja auch, nur viel seltener. Praktischerweise steht die Technologie für die Anzeige einer tausendfach unterschiedlichen und unabweisbar objektiven Lokalzeit zur Verfügung:
Die Sonnenuhr, die auf 12 Uhr zeigt, wenn es vor Ort Mittag ist.

Und anders als einst können wir im weltweiten Netz zugleich sehen, wie spät es etwa beim Nachbarn, 70 km weiter westlich, ist: "lokalzeit.net" zeigt Sonnenuhren weltweit im Internet, ein Netz, das schrittweise immer dichter geknüpft werden kann. Die ersten beiden geplanten Knoten sind "josefstal.lokalzeit.net" und "heilsbronn.lokalzeit.net", denn selbst schon innerhalb Bayerns gehen die Uhren anders, rund 5 Minuten in diesem Fall.

Die Einrichtung weiterer Lokalzeitknoten ist erwünscht.

Diese Lokalzeit zeigt sich in Verbindung mit den Jahreszeiten und der Witterung, mal länger, mal kürzer, mal strahlend, mal diffus und endet mit dem Eintritt der Dunkelheit. Das ist bisweilen in Hamburg früher als in München. Nachts oder in kunstlichtdurchfluteten Räumen müssen wir auf sie verzichten, können höchsten im Lokalzeitnetz virtuell an fremden Lokalzeiten teilhaben.

Je mehr wir unsere Verschiedenheit wissen und achten, desto selbstbewusster können wir lokale Unterschiede zulassen. Lokalzeit ist in, Nationalzeit ist out.(;-) Jedenfalls, solange die Sonne scheint.

Links zur Zeitmessung:

Kontakt: W.Schindler, minds-on, Josefstal

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